Während Alexander Popeluch aus der Ukraine live zugeschaltet war, berichtete Hans Wenzl von Passau aus via Zoom über die Situation der Landwirtschaft in der Ukraine. Zunächst stellt Hans Wenzl seinen landwirtschaftlichen Betrieb, den er während der vergangenen 20 Jahre aufgebaut hat und der eine Fläche von 4.900 ha umfasst, kurz vor.
Seit Beginn des Krieges hat sich auch auf seinem Großbetrieb in Rogi einiges verändert. Acht der 30 Mitarbeitenden wurde für das Militär abgezogen, die Menschen leben in Unsicherheit und Angst, seinen Betrieb leitet er über Telefon und neue Medien. Sein Hauptbuchhalter, Alexander Popeluch schilderte zunächst die Situation vor Ort. Die Dukra agro GmgH hat zum Glück bereits vor Kriegsbeginn ausreichend Saatgut, Dünger, Diesel und Spritzmittel für die Jahresernte 2022 eingekauft, so dass die Felder bewirtschaftet werden können. Ein großes Problem sind derzeit die Lieferketten. Sowohl Ex- wie auch Import funktionieren ausschließlich über die EU-Grenzen. Über die großen Häfen am Schwarzen und Asowsche Meer können keine Transporte stattfinden. Der Export ist beispielsweise seit Februar um 80% zurückgegangen. Wurden im Februar noch 5 Mil. Tonnen Mais, Weizen, Gerste, Sonnenblumenkerne exportiert, stagniert der Export im März auf 1 Mil. Tonnen. Alexander Popeluch prognostiziert wenig hoffnungsvoll, dass auch dann, wenn der Krieg zu Ende ist, der Export noch lange nicht funktionieren wird, da viel Infrastruktur zerstört ist. In seinem Betrieb sind derzeit noch 80% der Maisernte eingelagert, was das Unternehmen dazu veranlasst hat, in diesem Jahr die Maisflächen zu reduzieren und den Sonnenblumenanbau auszuweiten. Wenn auch in diesem Gebiet landwirtschaftliche Flächen noch gut bewirtschaftet werden können, zeigen erste Hochrechnungen, dass in der Ukraine mit mindestens einen Ernteausfall von 20% gerechnet werden muss.
Die Preise für landwirtschaftliche Produkte sind auf den Weltmarkt sehr hoch, doch kann die Ukraine derzeit nur ein fünftel ihrer bisherigen Lieferungen dem Weltmarkt zur Verfügung stellen, was weltweite Auswirkungen nach sich zieht.
Alexander Popeluch berichtet kurz von der allgemeinen Situation in seiner Region, die vom direkten Angriffen bisher verschont blieb. Die Menschen waren zu Kriegsbeginn sehr geschockt und während der ersten Kriegstage waren auch Lebensmittel, Benzin, etc. nicht zugänglich. Inzwischen herrscht wieder Alltag. Lebensmittel sind ausreichend zugänglich, man kann Geld abheben, die Kinder gehen in die Schule, die Menschen gehen ihrer Arbeit nach.
Trotz der schwierigen Situation, in der die Menschen und auch der Dukra agro GmbH in Rogi stehen, waren sich Herr Wenzl und Herr Popeluch sicher: „Wir schaffen das.“