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BBA Sommerbier: Arbeit(en) in herausfordernden Zeiten - Sind wir in fünf Jahren noch produktionsfähig?

11. Juli 2022

Der eklatante Mangel an Arbeitskräften und die Frage, ob die Produktionsfähigkeit auch in fünf Jahren noch gegeben ist, standen im Zentrum beim „BBA Sommerbier“ im oberösterreichischen Gurten – einem neuen Networking-Format der Best Business Association (BBA), dem stärksten grenzüberschreitenden Business-Netzwerk der Europaregion Donau-Moldau.

Entsprechend hochkarätig besetzt war auch das Podium: Mit dem österreichischen Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher, WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr, dem Präsidenten der Universität Passau Ulrich Bartosch sowie Rohde & Schwarz-Manager Johann Kraus baten BBA-Präsident Rudi Fellner und BBA-Vorstand Ekkehard Redlhammer prominente Experten zur Diskussion. Auch der Ort des Netzwerk-Treffens, der „Future Dome“ des Maschinenbau-Unternehmens Fill in Gurten, war nicht zufällig gewählt: Die Fill GmbH ist als innovativer Leitbetrieb ein wichtiger Arbeitgeber in der Region und gilt mit seinen vielfältigen Mitarbeiterprogrammen als weit über die Grenzen bekanntes Vorzeigeunternehmen.

Wie angesichts des weiter zunehmenden Arbeitskräftemangels die PS auch in fünf Jahren noch auf die Straße gebracht werden können, wurde beim „BBA Sommerbier“ heiß diskutiert. Wie Rudi Fellner und Ekkehard Redlhammer das Thema umrissen, haben sich die Rahmenbedingungen für Arbeit in den letzten Jahren dramatisch verändert: Der Mangel an Arbeitskräften sei eklatanter denn je und die demografischen Verschiebungen führten dazu, dass immer weniger junge Menschen in den Arbeitsprozess gelangen. „Dazu kommen ein sinkendes Bildungsniveau und Werteverschiebungen – Stichwort Work-Life-Balance.“ Diese Entwicklungen hätten massive Auswirkungen auf die künftige Produktionsfähigkeit der Wirtschaft, so Fellner und Redlhammer unisono.

Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher zeigte sich dennoch optimistisch: „Werden wir in fünf Jahren noch produktionsfähig sein? Ja, ganz sicher! Wird es einfacher? Ganz sicher nicht!“ Die Covid-Pandemie habe einen Arbeitskräftemangel verstärkt, der nun nicht nur die Fachkräfte betrifft, und zu einem guten Teil auch demographisch bedingt sei. Umso mehr gelte es, die vorhandenen Potenziale zu nutzen und ältere Arbeitskräfte länger in Beschäftigung zu halten, Teilzeit-arbeitende Frauen verstärkt in Vollbeschäftigung zu bringen und junge Menschen an die richtigen Berufe heranzuführen.

 

Ökonom und WIFO-Chef Gabriel Felbermayr plädierte dafür, einerseits in der Region zu lernen, den regionalen Arbeitsmarkt zu fördern und andererseits grenzüberschreitend zu agieren. Dass mittelfristig weitere Arbeitskräfte verloren gehen, bremse das Wachstum: „Wir brauchen daher eine proaktive Einwanderungspolitik, wie sie zum Beispiel in Kanada betrieben wird, und müssen aktiv auf uns aufmerksam machen!“

Ulrich Bartosch, Präsident der Universität Passau, betrachtete das Thema aus universitärer Sicht. Fünf Jahre seien gerade einmal der Zeitraum eines Bachelor- und Master-Studiums und eine zu kurze Zeit, um auf Ebene der Unis etwas zu ändern. Für Deutschland wie auch für Österreich gehe es darum, verstärkt ausländische Studierende zu gewinnen und diese hier zu behalten: „Dazu brauchen wir mehr englischsprachige Bachelor-Programme.“ Weiters gelte es, die Themen Digitalisierung, Forschung und Entwicklung und insbesondere die IT-Security voranzutreiben.

Für Johann Kraus, Senior Vice President Production Divisions Operations bei Rohde & Schwarz, haben sich die Wertevorstellungen und Arbeitssituationen massiv geändert. „Der Arbeitsmarkt ist ein Arbeitnehmermarkt geworden“, so Kraus. Homeoffice und mobiles Arbeiten seien grundsätzlich positive Entwicklungen, sie hätten aber auch die Innovation gebremst und das Thema Work-Life-Balance verstärkt: „Unser Hauptkonkurrent ist Asien. Dort sind die Menschen noch bereit, die Extra-Meile zu gehen.“


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